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Delfinnachwuchs im Zoo Duisburg

Delfinweibchen Debbie brachte am 04.September 2022 ein Jungtier zur Welt. Das Team des Delfinariums überwacht die Aufzucht und sammelt wissenschaftliche Daten.

Die Delfinfamilie im Zoo Duisburg hat ein neues Mitglied. In der Nacht von Samstag auf Sonntag brachte die sechsjährige Debbie, die selbst in Duisburg geboren wurde, ein männliches Jungtier zur Welt. 

 „Für uns ist jeder Nachwuchs ein ganz besonderes Erlebnis. Wir begleiten viele von unseren Tieren von Geburt an und haben zu allen unseren Schützlingen eine intensive Beziehung, die von Respekt, Liebe und gegenseitigem Vertrauen geprägt ist. Man kann sagen: Sie sind für uns wie Familienmitglieder“, erzählt Dr. Kerstin Ternes. Die Zootierärztin und Kuratorin für Meeressäuger ist mit der bisherigen Aufzucht des jungen Delfins sehr zufrieden. „Debbie kümmert sich vorbildlich um ihr Jungtier, hält Kontakt zum Nachwuchs und begleitet das Delfinkind zum regelmäßigen Atmen an die Wasseroberfläche“. Delfinexpertin Dr. Ternes weiß aber auch um die Herausforderungen der Aufzucht eines kleinen Delfins – im ursprünglichen Lebensraum wie unter geschützten Bedingungen im Delfinarium: „Junge Delfine kommen ohne ausreichend schützendes Immunsystem auf die Welt, die ersten Lebenswochen sind daher entscheidend“.

Das Wissen und die Erfahrung im Umgang mit Jungtieren erlernte Debbie, die am 24.12.2015 in Duisburg geboren worden ist, in den vergangenen Jahren bei der Aufzucht von Dobbie (2016) und Dora (2020). „Insbesondere bei Dora hat Debbie viel gelernt und setzt diese Erfahrungen nun mit dem eigenen Nachwuchs um. Es macht uns stolz zu sehen, wie unsere gewachsene Familiengruppe so etwas ermöglicht“, betont Dr. Ternes.

Die Aufzucht von Großen Tümmlern ist eine besondere Herausforderung, denn Jungtiere kommen ohne ausreichend funktionierendes Immunsystem auf die Welt 1, 4. Antikörper zur Abwehr von Infekten erhalten neugeborene Delfine daher ausschließlich über die Muttermilch, bis das eigene Immunsystem ausgebildet ist 2, 3. Die ersten Lebenswochen des kleinen Tümmlers werden besonders intensiv von den erfahrenen Tierpflegern beobachtet. Säugefrequenzen, Atemzeiten sowie Verhaltensweisen zwischen Mutter und Jungtier werden erfasst. Die gesammelten Daten erweitern das Wissen über Delfine und werden der internationalen Fachwelt zur Verfügung gestellt. Aber nicht nur die Aufzucht von Jungtieren ist Studieninhalt im Duisburger Delfinarium. Die wissenschaftliche Arbeit mit den Tieren dient Artenschützern weltweltweit als Grundlage. So wurden in Duisburg beispielsweise die Haftbarkeit von GPS-Trackern mittels Saugnapf an Delfinhaut erprobt. Mit den Geräten können u.a. Wanderrouten von Walen und Delfinen verfolgt werden. Das klappt aber nur, wenn die Geräte auch halten. Eine Studie, die im ursprünglichen Lebensraum unmöglich gewesen wäre. In unserem Delfinarium wurde auch ausprobiert, wie Delfine auf reflektierende Netze reagieren. Sind die Tiere in der Lage solch speziell beschichtete Fischernetze über Echoortung zu erkennen kann es helfen, dass weniger Delfine in solchen Netzen verenden. Darüber hinaus konnten Forscher bei uns grundlegende Erkenntnisse zum Kommunikationsverhalten von Delfinen sammeln. Mit diesem Wissen kann die Gruppenzugehörigkeit von Delfinen festgestellt werden und hilft, das Leben im Familienverband noch besser zu verstehen. Diese Beispiele unterstreichen die Bedeutung der wissenschaftlichen Arbeit von anerkannten Delfinarien.

Bedingt durch ihr Immunsystem sind junge Große Tümmler sehr anfällig. Daher ist der Nachwuchs derzeit noch nicht für Externe sichtbar. Das Delfinarium kann von Gästen daher in den nächsten Tagen auch nicht besucht werden.

 

Literaturangaben:

(1) Benirschke, K. 2000. Past and future investigations to enhance understanding of cetaceans. In: Duffield, D., and T. Robeck (eds.). Bottlenose Dolphin Reproduction Workshop. AZA Marine Mammal Taxon Advisory Group. Silver Spring, MD. Pp. 1-6.

(2) Blanchard, M. T., and J. L. Stott. 2007. Purification of serum immunoglobulin (Ig) for passive-transfer to neonates. Proceedings of the 38th Annual Conference of the International Association of Aquatic Animal Medicine, Lake Buena Vista, Florida. P. 177.

(3) DeLuca J. L., J. T. McClure, D. P. Lunn, and J. Miller. 2001. Evaluation of IgG concentration in foals with failure of passive transfer after administration of intravenous serum or plasma. Pediatric Medicine, reprinted in ISIS 2001 Vol 47 AAEP Proceedings. Pp. 380-384

(4) Lacave, G. 1991. A survey of management practices for dolphin pregnancy with two examples of birth complications. Aquatic Mammals. 17 (1): 37-41.

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