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Transport von Riesenfischen: Zoos von Rotterdam und Duisburg betreten Neuland und schreiben Zoo-Geschichte

In den vergangenen Tagen sind zwei Arapaimas am Kaiserberg angekommen. Die südamerikanischen Raubfische sind mehrere Meter lang, wohlbehalten in Duisburg angekommen und nun zu sehen.

Er ist der größte Süßwasserfisch Lateinamerikas: Der Arapaima. In Brasilien nennen die Einheimischen die gigantischen Raubfische auch Pirarucu. Zwei der urtümlich aussehenden Tiere sind nun im Zoo Duisburg angekommen. Ihr Transport aus dem niederländischen Diergaarde Blijdorp in Rotterdam war eine Herausforderung. Denn mit einer aktuellen Gesamtlänge von rund 2,50 Metern und einem Gewicht von mehr als 150 kg sind die kräftigen Fische alles andere als Leichtgewichte. Die Experten aus Rotterdam und Duisburg bereiteten den Transport mehrere Monate vor, standen mit südamerikanischen Kollegen im Austausch, betraten mit dem Transfer von Arapaimas in dieser Größe Neuland und schrieben Zoogeschichte.

XXL-Transport in persönlicher Hängematte

An zwei aufeinanderfolgenden Tagen traten die Tiere die Fahrt aus dem etwa 200 Kilometer entfernten Rotterdam ins Ruhrgebiet in einer wassergefüllten Hängematte an. Diese Spezialanfertigung ist an einem maßgefertigten Stahlrahmen befestigt worden. Mehr als 20 Mitarbeitende des Zoo Rotterdam waren notwendig, um die großen Raubfische behutsam in die stabile Hängematte zu überführen. Die rund 2 ½-stündige Fahrt nach Duisburg bewältigten die Tiere in einem beheizten LKW. Bei regelmäßigen Stopps überwachten die Experten aus Rotterdam unter anderem die Wassertemperatur im Transportbehältnis. Am Kaiserberg empfing das Duisburger Zoo-Team die Neuankömmlinge. In der Tropenhalle Rio Negro agierten die Mitarbeitenden aus Rotterdam und Duisburg Hand und Hand. Mit Hilfe eines fest installierten Krans in der Tropenhalle wurden die Tiere samt Hängematte sanft angehoben und behutsam in den neuen Lebensraum überführt. „Alles verlief reibungslos, sehr konzentriert und hoch professionell“, so Kuratorin Taissa Faust. Die Biologin ist überglücklich, die Neuankömmlinge in Duisburg begrüßen zu können. „Arapaimas sind eindrucksvolle Tiere. Sie leben nur in wenigen Zoologischen Gärten und sind etwas ganz Besonderes“.

Zoogeschichte dank monatelanger Vorbereitung

Transporte von ausgewachsenen Arapaimas galten bis jetzt als nahezu unmöglich. Mit dem erfolgreichen Transfer von zwei Tieren schreiben die Teams aus Rotterdam und Duisburg Zoogeschichte. Denn nie zuvor sind solch große Exemplare auf eine 200 Kilometer lange Reise geschickt worden. Neben der Größe galt insbesondere die außergewöhnliche Atmung der Tiere als limitierender Faktor. „Ein Teil der Schwimmblase der Arapaimas ist zu einer Art Lunge ausgebildet. So seltsam es klingt – die Tiere können deswegen ertrinken. Nämlich dann, wenn in diesen luftgefüllten Sack Wasser hineinkommt. Das ist einer der Gründe, wieso der Transfer eine solch große Herausforderung ist“, weiß Taissa Faust. Auch die Transportrichtung ist entscheidend, wie Faust erklärt. „Der Arapaima fährt quer zur Fahrtrichtung. So kann er sich besser ausbalancieren und während der Fahrt ruhiger atmen“. Dank intensiver Vorbereitung und dem Austausch mit südamerikanischen Kollegen, die einen 80seitigen Erfahrungsbericht bereitstellten, der auch Transportberichte beinhaltet hat, glückte das Unterfangen. „Dieses Wissen haben wir auf unsere Gegebenheiten übertragen und angepasst“, so Faust.

Neuankömmlinge ab sofort zu sehen

Nach der Eingewöhnung lassen sich die zwei neuen Tiere ab sofort in der Tropenhalle Rio Negro bewundern. Hier gleiten sie gemeinsam lautlos an der 18 Meter langen Unterwasserscheibe vorbei. Ihren Lebensraum teilen sich die Arapaimas mit den Seekuh-Brüdern Manfred und Pablo, Rochen und anderen Fischarten Südamerikas. In Duisburg sind die zwei Giganten außerdem auf Artgenossen getroffen. Die drei deutlich kleineren Tiere leben bereits seit einigen Jahren am Kaiserberg. Mit den Neuankömmlingen wird nun umso deutlicher, wie groß Arapaimas werden können.

Gefährdete Riesen mit roten Schuppen

Die größten Schuppen des Arapaima zeichnen sich durch eine auffällige rote Färbung auf. Ein Umstand, weswegen die Tiere in der Sprache der Ureinwohner auch Pirarucu (= roter Fisch) genannt werden. In ihrer ursprünglichen Heimat setzen Lebensraumverlust, illegaler Handel und Überfischung den Beständen des Arapaima zu. Große Exemplare von drei Metern sind selten geworden. Tiere, die historischen Aufzeichnungen zufolge sogar eine Länge von über vier Metern erreicht haben sollen, gibt es nicht mehr. Als Raubfisch bewohnt der Arapaima langsam fließende und meist sehr trübe Flüsse, Flachwasserzonen sowie Seen und andere stehende Gewässer. Hier lauern die Tiere auf Beute. Durch schnelles Aufreißen des Mauls saugen sie ihre Beute ein.

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