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Der Teju lässt sich Schnecken schmecken

Rund 9.000 Tiere beherbergt der Zoo Duisburg. Einige von ihnen haben ganz besondere Ernährungsgewohnheiten und Lieblingsspeisen – so auch der Krokodilteju.

Reife Avocados, frischer Hering und handverlesene Salatblätter. Was auf den ersten Blick scheint wie die gut sortierten Wochenangebote im Supermarkt, ist tatsächlich Teil des täglichen Futterbedarfes der Tiere des Zoo Duisburg. Zu den außergewöhnlichsten Speisen, die im Tierpark serviert werden, gehören wohl Weinbergschnecken – jede Woche sind es 20 Stück.

Krokodilteju Karl liegt auf seinem Lieblingsplatz, einer Astgabel hoch oben im Baum. Von hier aus hat das Reptil mit dem feuerroten Kopf die Umgebung im Blick. Knurrt ihm der Magen, geht es auf Nahrungssuche nahe der Wasserstelle. „Die Tiere sind ausgesprochen gute Schwimmer und jagen überwiegend am und im Wasser“, erzählt Maik Peschke. Zweimal in der Woche reicht der Tierpfleger seinem Schützling eine besondere Speise: Weinbergschnecken. Mit seinen kräftigen Kiefern kann Karl das Haus seiner Beute mühelos knacken und die weiche Schnecke fressen - die Schalen schluckt er dabei nicht mit hinunter. Die schleimige Kost ist abgezählt, 20 Schnecken gibt es pro Woche. Außerdem  zwischendurch auch mal kleine Fischchen. „Karl würde auch gerne mehr Weinbergschnecken fressen, aber wir müssen auch darauf achten, dass er sein Idealgewicht hält und nicht zu viel Speck ansetzt“, betont Peschke. Angeliefert wird Karls Leibspeise übrigens per Post – und stammt aus einer Zuchtanlage für Schnecken in Österreich.

Glitschig ist auch die Kost der Brillenpinguine, Kalifornischen Seelöwen und Großen Tümmler. Verschiedene Arten Seewasserfisch stehen auf dem Speiseplan der Meeresbewohner: Serviert werden u.a. Hering, Wittling, Lodde und Makrele. Wie bei allen Futtermitteln, wird auch beim Fisch Wert auf gute Qualität gelegt. „Wir beziehen den Fisch aus zertifizierter Fischerei, die nur in schadstoffarmen Gewässern auf Fang gehen“, erzählt Dr. Kerstin Ternes, Zootierärztin und Kuratorin für Meeressäuger. Aber auch Tintenfisch steht auf dem Speiseplan – insbesondere bei den Großen Tümmler. „Tintenfische verfüttern wir vor allem, da diese viel Wasser enthalten. So decken wir den Flüssigkeitsbedarf der Delfine. Denn die Tiere trinken nicht“, erklärt die Delfinexpertin.

Auch Koalas trinken nicht, wie Tierpfleger Mario Chindemi weiß: „Der Morgentau auf den Eukalyptusblättern und das Wasser in der Pflanze selbst reichen den Tieren aus“. Bis das saftige Grün von den Duisburger Koalas aber verputzt werden kann, ist es ein langer Weg. Via Luftfracht gelangt regelmäßig ein Teil des Koalafutters von Miami aus nach Duisburg. Hier wird es nach der rund 7.606 km langen Reise aus den USA in einem eigenen Kühlhaus gelagert und portionsweise verfüttert. „Jeden Tag bieten wir unseren Tieren vier bis sechs verschiedene Sorten Eukalyptus an. Diese große Auswahl ist wichtig, damit man Koalas halten kann“, verdeutlicht der Tierpfleger. Die Pfleger des Koalahauses sind es auch, die einen ganz besonderen Futterbrei vorbereiten – nicht für die Koalas, sondern für die zwei Ameisenigel des Zoos. Die skurrilen Gesellen mit ihren Stacheln und der langen Nase gehören zur den eierlegenden Säugetieren. Der Inhalt ihres Futters – gewöhnungsbedürftig. Insektenlarven,  Blutmehl, Gehacktes und Öl werden in einem Standmixer zerkleinert. Der entstehende Futterbrei wird im Anschluss in spezielle Gefäße gefüllt. Die haben einen Deckel mit vielen Löchern, durch welche die Ameisenigel ihr Futter heraus schlabbern. So wird die natürliche Nahrungssuche simuliert.

Auch die Ameisenbären des Zoos bekommen täglich einen Futterbrei gereicht – immer dann, wenn die Pfleger Feierabend machen und die dämmerungsaktiven Tiere langsam wach werden. Zielsicher steuern die Ameisenbären die Futterstationen an. Mit der klebrigen Zunge, die blitzschnell aus der langen Schnauzte schnellt, wird die bräunliche Masse, die Insekten beinhaltet, aufgeschleckt. Zu den besonderen Leckerbissen, die der Zoo seinen Ameisenbären anbietet, zählen Avocados. Das weiche Fruchtfleisch der halbierten Früchte wird von den Tieren direkt aus der Avocado-Schale geschlabbert und in den kleinen Mund befördert.

Rein vegetarisch ernähren sich die Rentiere des Zoos. Neben speziellen Pellets, Heu und frischem Laub wird täglich auch ein besonderer Leckerbissen gereicht: Ein Karton fluffiges Moos. „Unser Rentiermoos importieren wir aus Skandinavien. Es ist das natürliche Futter der Rentiere“, erklärt Tierpfleger Maik Elbers. Im getrockneten Zustand kommt es in Kisten verpackt und auf Paletten gestapelt in Duisburg an. Portionsweise wird es über Nacht mit Wasser eingeweicht und bekommt dann seine lockere Konsistent. „Wenn es Moos gibt, sind alle Rentiere außer Rand und Band“, berichtet Elbers. Was für die Rentiere Moos ist, ist für die Gorillas Salat. Die sanften Riesen sind ebenfalls reine Vegetarier und ernähren sich ausschließlich von Gemüse. „Obst füttern wir in der Regel nicht“, verrät Alexander Nolte und lacht: „Und somit auch keine Bananen“. Der Grund: Die Futterpläne jeder Tierart im Zoo sind an die arttypischen Ernährungsweisen angelehnt. „Da die Gorillas in Afrika vor allem Blätter fressen, gibt es bei uns eben auch vorwiegend Laub und Gemüse. Als Leckerbissen zwischendurch auch Nüsse“. Auch die Bärenstummelaffen werden von Alexander Nolte und seinen Kollegen betreut. Die Ernährung der Blattfresser stellt die Pfleger vor Herausforderungen. Rund 60% ihrer Nahrung besteht aus Blättern, die im Winter nicht frisch geerntet werden können. Alexander Nolte erklärt die aufwändige Prozedur, wie die Futterversorgung auch in den kalten Monaten sichergestellt wird: „Im Sommer ernten wir tagelang Laub auf dem Zoogelände und frieren dies portionsweise ein. So haben wir auch im Winter geeignetes Futter für die Bärenstummelaffen“.

Die Versorgung der Tiere des Zoos ist aufwändig und kostenintensiv. Auf rund 50.000 Euro belaufen sich die Futterkosten pro Monat. Tierfreunde, die sich im Rahmen einer Tierpatenschaft für ihr Lieblingstier engagieren, helfen dem Zoo aktiv bei der Pflege und Haltung des seltenen und teils hochbedrohten Tierbestandes. Auch zu Weihnachten sind Tierpatenschaften ein besonderes Geschenk mit emotionalem Wert. Weitere Informationen zu den Tierpatenschaften gibt es unter https://zoo-duisburg.de/patenschaften.

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